Oft werden Planetarium und Sternwarte miteinander verwechselt oder für ein und dasselbe gehalten. Das ist auch nur allzu verständlich. Dienen doch beide dem Zweck, Objekte und Erscheinungen weit draußen im Weltall für das menschliche Auge zugänglich zu machen. Zudem verfügen Planetarien sehr oft auch über eigene Sternwarten, was eine Unterscheidung zusätzlich verschwimmen lässt. Der entscheidende Unterschied ist am Beispiel der Beobachtung unseres Mondes aber leicht erklärt.
Planetarium
In einem Planetarium sitzen wir in einem geschlossenen Raum, dem Kuppelsaal. Wir schauen zu einer kuppelförmigen Decke hinauf und sehen immer eine künstlich erzeugte Ansicht des Mondes, die auf diese Decke projiziert wird. Dank neuester, computerbasierter Technik können wir uns aber auch scheinbar der Mondoberfläche annähern, sie aus einer Perspektive betrachten, als stünden wir selbst auf ihr. Wir können den Mond umrunden, um seine erdabgewandte, „dunkle“ Seite in Augenschein zu nehmen. Wir können sogar auf Zeitreise in die Vergangenheit gehen und visuell miterleben, wie er gerade entsteht. So faszinierend „echt“ uns all diese Bilder auch vorkommen: es sind immer technische Simulationen, die auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen der Astronomie beruhen.
Sternwarte
Beobachten wir den Mond hingegen von einer Sternwarte aus, schauen wir durch ein Teleskop; sozusagen ein großes und hochpräzises Fernglas, das unter freiem Himmel steht. Wir befinden uns an einem festen Standort und betrachten den Mond, wie er sich uns im Moment der Beobachtung zeigt. Das, was wir sehen können, hängt davon ab, wie hell oder dunkel es an unserem Standort ist, ob der Himmel bewölkt oder „sternenklar“ ist und in wie sich unsere Position auf der Erde zum Mond verhält. Die Mond-Beobachtung von einer Sternwarte ist also eine standort-gebundene, mehr oder weniger in Echtzeit stattfindende Beobachtung unseres Trabanten.
Zum Vergleich: sollten wir in einem Planetarium ein Marsmännchen sehen, dass sich auf den Mond verirrt hat, wissen wir, dass uns der Techniker einen Streich spielt. Sollten wir durch das hochauflösende Teleskop einer Sternwarte ein solches entdecken, käme dies einer wissenschaftlichen Sensation gleich, weil es real wäre.
Unser Sternsaal
Herzstück eines jeden Planetariums ist der Sternensaal. Im Planetarium Halle finden mehr als 100 Personen unter der Projektions-Kuppel mit einem Durchmesser von 12 Metern Platz. Damit ist das Planetarium Halle das größte in Sachsen-Anhalt – und auch das modernste. Denn was sich den Besucherinnen und Besuchern nicht gleich offenbart, ist eine technische Ausstattung, die dem neuesten Stand unserer Zeit entspricht.
In der Raummitte steht der optomechanische Projektor. Er stellt die Sterne in ihrer natürlichen Farbe und unterschiedlichen Helligkeit zueinander dar und es scheint, als würde man in einer 360°-Perspektive zum „echten“ Sternenhimmel hinaufblicken.
Hinzu kommen das digitale Ganzkuppel-Projektionssystem (auch Full-Dome-Projektionssystem genannt) und ein Soundsystem, das mit insgesamt 42 Lautsprechern dreidimensionale Klangumgebungen herstellen kann.
Den Möglichkeiten, audiovisuelle Erlebniswelten zu schaffen, sind nahezu keine Grenzen gesetzt: seien es virtuelle Reisen durch Raum und Zeit zurück zum Urknall, zu den Ringen des Saturn oder zum Andromedanebel. Seien es verblüffende Betrachtungen unseres „Blauen Planeten“ von außen oder auch spektakulär animierte Musikhows. Es gibt viel zu erfahren und zu erleben.
Durch die flexible Bestuhlung des Sternsaals lassen sich aber auch kulturelle Veranstaltungen in Szene setzen, wie es nur in einem Planetarium möglich ist. So wird die Lesung oder das Konzert zu einem atmosphärisch einzigartigen Event.
Unsere Sternwarte
Auch die Sternwarte oberhalb der Dachterrasse ist mit moderner, optischer Technik ausgerüstet. Das Hauptinstrument ist das „Teleskop RC24“. Es besitzt eine 600mm-Öffnung und kann vollautomatisch betrieben werden. Es wird in erster Linie für Abend- und Nachthimmel-Beobachtungen verwendet. Aufgrund seiner ausgeprägten Leistungsstärke lassen sich zum Beispiel einzelne Krater auf dem Erdmond oder die Polkappen des Mars in beeindruckender Schärfe betrachten. Die eingefangenen Bilder des „Teleskop RC24“ können darüber hinaus auch als Livestream auf die Kuppel des Sternsaals projiziert werden. Für die sichere Tagesbeobachtung der Sonne steht ein speziell dafür ausgelegtes Sonnenteleskop zur Verfügung.
Die Sternwarte dient zum einen der Wissensvermittlung. Sowohl für Schulklassen und Studierende als auch für die interessierte Öffentlichkeit. Mit der Beteiligung an amateurastronomischen Netzwerken und an überregionalen, wissenschaftlichen Beobachtungskampagnen möchte das Planetarium Halle zukünftig zugleich auch seinen Beitrag zur astronomischen Forschung leisten.